Datum
- 20. Mai 2024
- Bereits abgelaufen
Otello
Verdis Bewunderung für Shakespeares Werke spiegelte sich in nur drei seiner Opern wider: neben „Macbeth“ waren es seine letzten beiden Werke für die Bühne, nämlich „Otello“ und „Falstaff“, für die er Libretti seines ehemaligen Rivalen Arrigo Boito verwendete. Die Zusammenarbeit an „Otello“ dauerte etwa sieben Jahre, und die Oper feierte am 5. Februar 1887 an der Mailänder Scala eine erfolgreiche Uraufführung. Kurz darauf wurde „Otello“ weltweit aufgeführt, darunter auch in Wien, wo es am 15. März 1888 an der Hofoper, der heutigen Staatsoper, zur österreichischen Erstaufführung kam.
Im Vergleich zu Shakespeares Original weist die vieraktige Oper einige offensichtliche Unterschiede auf, wie zum Beispiel das Weglassen des ersten Akts und die Einfügung des Credo des Jago, das dessen böse Absichten klarer darstellt als im Schauspiel. Musikalisch stellt Verdis Vertonung von Shakespeares Othello den Höhepunkt seiner lebenslangen Bemühungen dar, dem standardisierten Schematismus des italienischen Melodrams den Atem des wahren Dramas einzuhauchen.
Die aktuelle Inszenierung in Wien, die bereits die achte an diesem Haus ist, stammt von Adrian Noble und verlegt die Handlung mit Ausstatter Dick Bird an den Beginn des 20. Jahrhunderts. Dieser zeitliche Kontext betont die Spannungen zwischen der lokalen Bevölkerung und der fremden venezianischen Militärmacht vor dem Hintergrund des Kolonialismus. Noble und Bird ließen sich zudem von den künstlerischen Auseinandersetzungen skandinavischer Dramatiker und Maler inspirieren, um das Thema Eifersucht, von Shakespeare einst als gefährlichste menschliche Emotion bezeichnet, in ihrer Produktion zu beleuchten.